Mit der Transsibirischen- bzw. Transmongolischen Eisenbahn sind wir von Deutschland aus nach Peking gekommen. Folgen Sie uns auf unseren Unternehmungen in und um die chinesische Hauptstadt.
Wir stehen noch auf dem Bahnhofsvorplatz und beobachten die umherwuselnden Menschenmassen. Vor dem Zugang zu der dem Bahnhof gegenüber liegenden Straße hat sich eine riesige Menschenschlange gebildet. Sie wird durch Absperrgitter kanalisiert. Wir schauen uns das an und es wird uns klar: Sie warten auf ein Taxi. Diese sind günstiger als der öffentliche Nahverkehr und somit sehr gefragt. Am anderen Ende des Platzes ebenfalls Menschenschlagen an den Schaltern für die U-Bahn Tickets. Hier ist es aber weit weniger schlimm als am Taxistand und es geht recht schnell vorwärts. Immer wieder hören wir „typische Geräusche“ der Chinesen, die uns die nächsten Tage begleiten werden: Nase hochziehen und ausspucken. Ob alter Mann oder junge Frau. Andere Länder andere Sitten. Ansonsten wirkt alles sehr sauber.
Nachdem wir die Fahrkarten besorgt haben, gehen wir in die Untergrundstation. Dort wird unser Vorwärtsdrang sogleich an der Sicherheitskontrolle gestoppt, die wir zunächst ignoriert hatten. Die Taschen müssen aufs Band zum Durchleuchten und wir werden mit Metalldetektoren überprüft.
Wir fahren nur eine Station bis Chongwenmen. Wir haben uns für den Ausgang entschieden, an dem es weder Rolltreppe noch Fahrstuhl gibt. Zurück kommen wir nicht mehr, da wir die Drehkreuze schon passiert haben. Also tragen wir das schwere Gepäck die vielen Treppen hoch. Wieder an der Oberfläche suchen wir unser Hotel, das hier irgendwo sein muss. Wir überqueren eine Straße. Die Fußgängerampel zeigt „grün“. Das interessiert nur niemanden. Die fahren uns ungebremst fast den Arsch weg. Wir erhöhen die Schrittfrequenz deutlich, um lebend die andere Seite zu erreichen. Wir werden das später noch an jeder anderen Straßenquerung erleben und merken schnell: Fußgänger in Peking sind Menschen 3. Klasse. Sei schnell oder du bist platt. Noch etwas heimtückischer sind dabei die Elektroroller, die es in allen möglichen Ausführungen und zu Tausenden gibt und die einem beinahe lautlos über die Füße fahren. Klassische Fahrräder, wie man vielleicht in Peking vermutet, sehen gar nicht so viele.
Unser Hotel wirkt äußerlich modern und liegt für die Unternehmungen der nächsten Tage sehr günstig. Das Pentahotel Beijing [http://www.beijingpentahotel.com/] ist in ein Einkaufszentrum integriert. Die Reservierung war am günstigsten über eine Buchungsplattform aus Deutschland. Schon jetzt kann man soweit vorgreifen: Gute Lage, modern, sauber und umfangreiche Touren/Auslüge über die Rezeption buchbar.
Für heut schauen wir uns nur noch in der näheren Umgebung des Hotels und im Einkaufszentrum um. Man kann hier übrigens ausgezeichnet und günstig essen. An der Rezeption buchen wir noch unseren Ausflug zur Großen Mauer am Folgetag, skypen mit den Daheimgebliebenen und sinken erschöpft zu Bett.
Der Wecker reißt uns am Folgetag um 06:00 Uhr aus dem Schlaf. Das Frühstück im Hotel überrascht uns ebenfalls positiv. Neben landestypischen Dingen gibt es auch einiges für europäische Geschmäcker. In der Lobby wartet schon unser Fahrer auf uns. Er wird uns zur „Großen Mauer“ bringen. Nach einer eher zäh fließenden Fahrt durch den Pekinger Großstadtdschungel erreichen wir gegen 09.15 Uhr die Mauer bei Mutianyu. Es sind erst wenige Touristen dort. Das Wetter ist schön: Sonne und leicht bewölkt. Mit der Seilbahn geht es den Berg hinauf und dann stehen wir auf der „Chinesischen Mauer“. Kaum ein Mensch hier. Wunderbar.
Wir laufen ein ganzes Stück und kommen an einem kleinen Souvenirstand vorbei. Hier bietet man Medaillen in einer roten Samtschatulle an. „Ich war auf der Großen Mauer“ steht darauf. Wir fragen den Verkäufer, was er dafür haben will: 350 CNY. Das ist uns zu teuer. Er sagt uns, dass er unsere Namen und das Datum mit drauf schreibt. Wir handeln auf 150 CNY herunter und kaufen die Medaille. Die „Gravur“ sieht – naja – ganz okay aus.
Im Anschluss fährt er uns noch zu einer Tee Verkostung, fragt aber vorher, ob das OK sei. Wir willigen ein und bekommen einiges erklärt und natürlich den angeschlossenen Laden gezeigt, in dem es ein umfangreiches Angebot im oberen Preissegment gibt. Wir verzichten darauf etwas zu kaufen und lassen uns zurück ins Hotel bringen.
Nach der Ankunft im Hotel machen wie uns gleich auf zum sog. „Pearl-Market“. Wir wollen uns etwas umsehen und vielleicht ein paar Souvenirs kaufen. Im Untergeschoss werden echte oder gefälschte Smartphones angeboten. Keiner weiß es. Die gefakten Geräte sehen schon verdammt gut aus und die anderen? Wahrscheinlich sind sie vom Laster gefallen oder das ist die höchste Stufe des Plagiats. Man erkennt und fühlt echt keinen Unterschied. Auf mehreren Etagen findet man dort alles, was der Mensch braucht oder nicht braucht. Von der Teekanne, über das Smartphone bis zum Rimowa-Koffer. Wir belassen es beim Kauf einer echt schönen Teekanne und einigen Kleinigkeiten. Abends geht es das erste Mal in die Innenstadt. In der, sagen wir mal Fußgängerzone, schauen wir uns in diversen Geschäften und Kaufhäusern um. In Markenläden oder entsprechend vertrauenserweckenden Abteilungen der Kaufhäuser vergleichen wir die Preise mit denen daheim. Das Fazit: Die Preise sind nahezu identisch. Wenn mal etwas günstiger erscheint, muss man sich aber darüber im Klaren sein, dass die vielleicht gesparten 30 oder 40 EUR bei einer Kamera mit einer begrenzten Garantie und im Problemfall viel Rennerei erkauft werden.
Dann entdecken wir den Nachtmarkt. Dort gibt es Garküchen, die allerhand skurriles anbieten: Tintenfische, Seepferdchen. Skorpione am Spieß, Küken, Schnecken, Seidenraupenkokons etc. Wir lassen die Finger von den feilgebotenen Köstlichkeiten aber nehmen eine Menge interessanter Eindrücke mit.
Den Weg zum Hotel legen wir diesem angenehmen Abend zu Fuß zurück.
Am nächsten Tag wollen wir zunächst Mao einen Besuch abstatten. Wir fahren also mit der Metro zum Platz des Himmlischen Friedens. Die Bahnen sind so mit Menschen vollgestopft, dass wir zunächst darauf verzichten vom Bahnsteigpersonal hineingedrückt zu werden, bis die Türen endlich dahinter zu gehen. Nachdem wir vier Bahnen haben durchfahren lassen, scheint uns in dieser etwas Luft. Die Fahrt ist trotzdem eine Tortur, aber zum Glück nur einige Minuten lang. Am Platz des Himmlischen Friedens muss man an allen Ausgängen Sicherheitskontrollen passieren. Für uns Langnasen scheint man sich dabei aber nicht sonderlich zu interessieren. Statt dessen durchforstet man Zeitungen und Zettel der Einheimischen besonders akribisch. Angst vor Flugblättern?
Überall sprechen uns Leute an, die uns Führungen in der Verbotenen Stadt, Touren zur Großen Mauer oder sogar nach Shanghai anbieten wollen. Wir lehnen dankend ab.
Da ist es nun also, das Mao-Mausoleum. Wir müssen zunächst unsere Rücksäcke in einem gegenüberliegenden Gebäude deponieren. Dann stellen wir uns in die ewig lange Schlange. Wir sind hier augenscheinlich die einzigen Nicht-Chinesen.
Fast jeder Chinese kauft noch eine gelbe Chrysantheme in Folie, was uns zunächst wundert. In 2er-Reihen schlurfen wir langsam vorwärts, bis wir in den Vorraum des Mausoleums eintreten. Dort steht eine ca. vier Meter hohe weiße Statue: Mao im Sessel sitzend. Davor ist eine Art Holzaltar auf dem schon Tausende der gelben Chrysanthemen liegen. Wahrscheinlich werden sie stündlich abgeräumt und wieder vor zum Verkaufsstand gebracht… Viele verneigen sich mehrmals tief und weinen sogar bevor sie die Blume ablegen. Dann geht es weiter in den Raum dahinter. Die Menschenschlange bewegt sich immer langsam vorwärts und es ist sehr still. Hinter einer Glaswand stehen zwei Polizisten stramm. Vor ihnen ein erhöhter Glassarg umgeben von Plastikblumen in dem Mao oder was auch immer liegt. Wir tippen auf eine Wachsfigur. Im Gegensatz zu Lenin sieht Mao wirklich sehr „unnatürlich“ glänzend und irgendwie einfach nur wächsern aus.
Am Ausgang des Mausoleums stehen Souvenirstände: Uhren, Schmuck, Teller, Anstecker, … alles mit Mao drauf und zu günstigen „Volkspreisen“. Wir kaufen ein 3er Set Anstecker für 35 CNY und von einer Händlerin eine Maomütze für 10 CNY. Auf dem „Tian an Men“-Platz sind zwei riesige Bildschirme aufgebaut auf denen in Endlosschleife die Naturwunder Chinas, die Errungenschaften des Volkes, junge Pioniere etc. gezeigt werden. Wir gehen, nachdem wir die Rucksäcke abgeholt haben, wieder auf die andere Seite des Platzes. Die Verbotene Stadt, den Kaiserpalast, betreten wir ausgerüstet mit einem GPS gesteuerten Audio-Guide in deutscher Sprache, der an einem Schalter günstig auszuleihen war. Wir haben nochmals die unzähligen Angebote der davor lauernden tatsächlichen oder selbst ernannten Touristenführer ignoriert. Wir haben das nicht bereut … Im Gegenteil.
Wir haben uns vom Kaiserpalast irgendwie mehr versprochen. Natürlich sind die bauten und die Größe beeindruckend, jedoch gleichen sich für den Laien die Höfe doch sehr. Darüber hinaus ist es natürlich sehr voll und wenn es interessante Details zu bestaunen gibt, ist man gehalten sein Staunen mit der ebenfalls faszinierten Menschenmasse zu teilen.
Bevor wir zurück ins Hotel gehen, machen wir noch einen Abstecher ins Eisenbahnmuseum. Nach soviel Eisenbahn auf dem Weg hier her vielleicht noch ein interessanter Abschluss, denken wir. Wir erleben eine Unmenge an Schautafeln und Bildern mit Erklärungen auf chinesisch. Exponate gibt es zu wenige. Fazit: Man muss nicht hier gewesen sein.
Der letzte Tag in Peking ist angebrochen. Wir gehen zum Himmelstempel. Er beeindruckt uns weit mehr als der Kaiserpalast und es ist nicht so voll hier. Die Anlagen sind in einen schönen Park eingebettet.
Es gibt im Park an jeder Ecke etwas anderes zu sehen. Wir kommen an einem Artisten vorbei, der einen kleinen Ball auf einem Schläger balanciert. Als nächstes folgt eine Gruppe von Frauen, die Gymnastik-Tanz-Übungen macht. Gleich daneben tanzen Männer und Frauen in bunten Kostümen eine Art chinesische Samba und Bauchtanz. Sie versuchen mit ihrer Musik die Gymnastik-Gruppe zu übertönen. Wir werden von einem älteren Herren mit falschem Bärtchen eingeladen mit zu tanzen. Wir belassen es allerdings beim Zusehen.
Peking ohne Rikscha geht natürlich nicht, also haben wir über unser Hotel noch eine Tour für den Nachmittag gebucht. Eine junge Chinesin begleitet uns als Stadtführerin mit dem Fahrrad und führt uns anschließend durch einen ursprünglichen Stadtteil, dem Hutong. Die Rikschafahrt dauert nicht lang und ist eine reine Touristenattraktion. Eine nette Sache, man sollte sich aber nicht zu viel davon versprechen. Knapp 500 Meter in die eine Richtung und dann größtenteils auf demselben Weg wieder zurück.
Jetzt besorgen wir noch ein paar Dinge im Supermarkt und schlendern nach dem Abendessen in einem Restaurant zurück zum Hotel, wo wir unser deponiertes Gepäck in Empfang nehmen. In der Lobby warten wir, bis uns gegen 18:30 Uhr Taxi zum Flughafen abholt.
Wie sind wir nach Peking gekommen?
> Mit dem Zug nach Peking Teil 1
> Mit dem Zug nach Peking Teil 2