Vorsicht Abzocke: Garantierte Wechselkurse im Ausland

Beinahe jeder Tourist setzt sich mit dem Umtauschkurs der Währung im Urlaubsland auseinander. Mit diesem Wissen fällt beim Studieren der Kontoauszüge nach der Heimkehr vielfach eine nicht unerhebliche Diskrepanz ins Auge. Woran liegt das? Wetten, dass sie in einigen Fällen nicht mal merken, wie sie abgezockt werden?

Im Zeitalter des Plastikgeldes soll ja alles angeblich so einfach sein: Geld abheben oder bezahlen rund um die Uhr. Weltweit. Viele Banken bieten das zwischenzeitlich gebührenfrei an. Nun fragt sich aber der aufmerksame Kunde, warum dann plötzlich ein deutlich schlechterer Wechselkurs abgerechnet wird, als der offizielle. Oder aber es taucht in der Abrechnung überhaupt kein Kurs auf, sondern lediglich der Betrag in EURO. Hat man in dem Fall noch den Kassenzettel parat und berechnet daraus den zugrundeliegenden Kurs, rauft man sich die Haare: Zwischen 5 und 10 Prozent Einbuße sind hier oftmals abzuschreiben! Hintergrund ist, dass Sie im Urlaubsland in EURO statt in der örtlichen Währung bezahlt oder abgehoben haben. Die Umrechnung wird in diesem Fall nicht zum aktuellen Umrechnungskurs durchgeführt, sondern von einem Dienstleister übernommen: zum „garantierten Wechselkurs“. Falls man Sie vorher persönlich oder auf dem Bildschirm nach der Auswahl fragt, wird Ihnen suggeriert sie seien mit dieser Wahl auf der sicheren Seite und vor allen Wechselkursschwankungen geschützt … und schon sind Sie in die Falle getappt.

Ein praktisches Beispiel aus Polen:

Ich möchte am Geldautomaten 500 Polnische Zloty abheben. Der für diesen Zeitpunkt gültige Wechselkurs liegt bei 4,16; das habe ich gerade geprüft. Da das Geldabheben im Ausland für mich mit keinen zusätzlichen Gebühren verbunden ist, sollte mein Konto später mit 120,19 EUR belastet werden. Das stimmt übrigens fast nie genau, es sind meist einige Cent mehr oder auch weniger. Nach Eingabe von PIN und dem gewünschten Betrag sehe ich mich mit einem ungewöhnlichen Auswahlfeld konfrontiert:

Ich soll zustimmen, dass mein Konto bei einem Wechselkurs von 3,8317 mit 130,49 EUR belastet wird. Ich lehne dankend ab und wähle die linke Seite, aber der Automat lässt mich nicht in Ruhe.

Ich soll doch bitte verstehen, dass der Wechselkurs nicht garantiert ist. Ich lasse mich nicht irritieren, bleibe bei der linken Seite und werde daheim feststellen, dass auf dem Kontoauszug 120,52 EUR für diese Barabhebung berechnet wurden. Also glatte 10 EUR gespart.

Konkret fällt das Automatennetzwerk Euronet Worldwide in diesem Zusammenhang negativ auf. Euronet Worldwide hat nach eigenen Angaben ein umfassendes Angebot von Mehrwertdiensten am Geldautomaten entwickelt. euronet gaa2Neben solchen Dingen wie Prepaid-Guthabenaufladung findet sich da auch die Lösung für Währungsumrechnung in die jeweilige Heimatwährung DCC – Dynamic Currency Conversion. Bei DCC rechnet der Automaten- oder Terminalbetreiber den Betrag um und belastet das Konto dann über die Heimatbank mit dem umgerechneten Betrag. Welchen Vorteil das für den Kunden haben soll, bleibt das Geheimnis von DCC.

DCC – Dynamic Currency Conversion – wird in immer mehr Ländern angeboten

Die Anbieter von Bezahlterminallösungen locken Einzelhändler, Hotels oder Restaurants bei Anwendung von DCC mit einem geringeren Disagio. Aus diesem Grund greift DCC momentan wie eine Krake um den Globus. Es gibt zwischenzeitlich Berichte aus vielen Ländern zu diesem Thema. Alleine Euronet Worldwide betreibt Geldautomaten u.a. in der Ukraine, in Rumänien, Ungarn, Kroatien, Dänemark, Malaysia, der Tschechischen Republik und im Vereinigten Königreich.

Bezahlterminals mit DCC sollen dem Vernehmen nach in der Schweiz, in den USA, in Kanada, Australien, Neuseeland, Japan, China, Hongkong, Südkorea, Kuwait, Indien, Singapur, Mexico, Südafrika, Litauen, Estland, Großbritannien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Ungarn, Polen, Tschechien, Rumänien, Russland, Israel, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei zu finden sein. Zurück zum Praxisbericht:

Diesmal gehe ich in einen Adidas-Firmenladen. Eine neues Laufshirt soll es sein. Bevor ich meine Kreditkarte ins Terminal stecke, fragt mich die Verkäuferin, ob ich in Zloty oder in EURO bezahlen möchte. Ich frage, was das für einen Unterschied macht. Sie weiß es nicht, ich entscheide mich für Zloty. Alles ist gut. Terminal Nebenan ist ein Outdoor-Geschäft. Einen Rucksack und eine Regenjacke möchte ich kaufen. Die Karte wandert ins Terminal und jetzt kommt der Betrug: Ich bestätige den Betrag in Zloty, der Drucker rattert und mir wird der Beleg zur Unterschrift vorgelegt. Der Betrag ist in EURO aufgedruckt. Ich moniere das beim Verkäufer, er sagt er könne das nicht ändern, das habe mit DCC zu tun. Die Kasse sei so programmiert. Er beteuert er habe darauf keinen Einfluss. Ich glaube ihm das nicht so recht, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ich überprüfe daheim die Zahlung und stelle fest, dass statt dem an diesem Tag gültigen Umtauschkurs von 4,18 am Terminal 4,03 berechnet wurden. Für meinen Einkauf bedeutet das einen Nachteil von etwa 3,20 EUR. Eine Frechheit!

Nach so viel Einkaufen wird man hungrig. McDonald`s liegt um die Ecke und wir hatten schon lange nichts Ungesundes. Also zwei Menüs bestellt und natürlich möchte ich mit Karte zahlen. Auf dem Display steht irgendwas von DCC und kurz darauf etwas von 4,02. Ich mutmaße, dass dies der Umrechnungskurs sein soll, denn es steht nun der Betrag in EUR im Display. Ich fordere den Verkäufer auf, mich in Zloty abzukassieren. Er sagt das ginge nicht. Dann möchte ich jetzt bar zahlen. Missmutig tippt er auf seinem Kassentableau herum und ich bezahle in der Landeswährung. Wenn man konkret darauf achtet, fallen einem an immer mehr Geschäften die Aufkleber von DCC auf. Nicht wenige Läden wenden die zweifelhafte Währungsumrechnung an, ohne das sich ein Hinweis finden lässt. Bargeld manchmal die bessere Alternative

Wie sollten Sie sich also verhalten? Meiner Erfahrung nach sollten Sie zunächst auf Abrechnung in der Landeswährung bestehen, im Streitfall lassen Sie den Vorgesetzten des Verkäufers kommen. Besteht das Geschäft auf der Anwendung von DCC liegt es an Ihnen:

– Sie schlucken die Kröte, wenn es nur um einen geringen Betrag geht.

– Sie bezahlen mit Bargeld (natürlich vorher Vorsicht am Geldautomaten – siehe oben). – Sie lassen den Einkauf  demonstrativ liegen und kaufen in einem anderen Geschäft.

In den aufgeführten realen Fällen ging es um wenige EUR oder auch nur Cent. Bei größeren Anschaffungen kann das vermeintliche Schnäppchen im Ausland schnell zu Kopfschmerzen daheim führen. Deshalb Augen auf an Automaten und Terminals.

 

2 Gedanken zu “Vorsicht Abzocke: Garantierte Wechselkurse im Ausland

  1. LANZAROTE, EURONET worldwide
    Da wurde mir ein Umrechnungskurs €/CHF von 1.27 verrechnet. Aktuell lag der Kurs bei ca. 1.15
    Das waren dann für 400€ satte 48CHF zu viel.
    Tja, schneller gedrückt als überlegt …

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